Glaube, Hoffnung, Liebe: Eine starke Affirmation

In meinem letzten Mittagsgebet stellte ich mir die Frage, welche biblischen Worte ich als Affirmation für mein Glaubensleben nutzen kann, um mich den alltäglichen Schwierigkeiten besser zu stellen. Ich suchte nach Worten der Ermutigung und der Kraft.

Affirmationen sind ja bekanntlich Worte oder Sätze, die im Geist wiederholt werden: laut, leise oder nur in Gedanken. Affirmationen finden nicht nur in der positiven Psychologie Verwendung, sondern können auch im christlichen Glauben genutzt werden. Bereits die Wüstenväter kannten die Bedeutung von Affirmationen. Sie wiederholten beispielsweise immer wieder bestimmte Bibelverse. Ihre Methode ist bekannt als antirrhetische Methode. Das Substantiv Antirrhetikos ist altgriechisch und bedeutet so viel wie Widerrede. Man widerspricht sozusagen dem negativen, aufkommenden Gedanken, indem man ihm ein bestimmtes (Bibel-)Wort entgegenhält. Modern gesprochen, haben die Wüstenväter also tatsächlich Affirmationen angewandt. Wie das konkret aussieht habe ich im Beitrag Langweilst du Dich? näher beschrieben.

Gott hört zu

Und weil Gott Gebete erhört, zeigte sich mir auch sofort eine Antwort, die mir ganz plötzlich einfiel. Ich dachte an die drei christlichen Tugenden: Glaube, Hoffnung, Liebe, die ich irgendwo, irgendwann einmal gehört habe und die sich großartig als Affirmation eignen.

Was sagt die Bibel

Mit einer Bibelsuchmaschine suchte ich online nach den Versen. Mir wurde angezeigt, dass die genannten Tugenden im 1. Brief des Apostels Paulus an die Korinther, im Kapitel 13 erwähnt werden. Da sind sie auch bekannt unter dem Hohelied der Liebe.

In Krisenzeiten

Die Tugenden: Glaube, Hoffnung und Liebe und ihre affirmative Anwendung können in stürmischen Zeiten äußerst nützlich sein. Im Folgenden möchte ich über sie nachdenken …

Glaubst du das?

Eine Frage, die ich mir seit langem stelle: Worum geht es im Evangelium? Was ist die Quintessenz? Welche Einstellung verlangt Jesus von mir?

Ich denke, in erster Linie geht es in der Bibel um den Glauben an Gott, präziser noch an den Glauben an Jesus Christus. Im Johannesevangelium spricht Jesus zu Marta, die um ihren verstorbenen Bruder Lazarus trauert, den Jesus später von den Toten auferwecken wird:

Ich bin die Auferstehung und das Leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben (11,25-26).

Und jetzt die Frage Jesu an Marta:

Glaubst du das? 

Das trifft mich als Leser mitten ins Herz. Es ist fast so, als fragte mich Jesus: Glaubst du das? 

Wie Marta nun darauf reagiert, ist absolut genial und sie dient mir dabei als Glaubensvorbild, wenn sie sagt:

Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll (11,27).

Was für ein Bekenntnis!

Meine Spurensuche in der Bibel – worum es im Evangelium eigentlich geht, was Gott von mir möchte –, führt mich zu einer anderen Stelle, die mich sehr berührt. Jesus beantwortet die Frage, was denn das Werk Gottes ist, und wie wir es vollbringen können. Er sagt:

Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat (Joh 6, 29).

Es scheint also um den Glauben an Christus Jesus zu gehen, den Gott gesandt hat.

Glaubst du noch, oder bekennst du schon

Hier möchte ich nun an die Frage anschließen, was es – nachdem man zum Glauben gekommen ist –, zu tun gilt. Es geht nämlich nicht nur um den Glauben – der ist die Basis für das, was folgt –, sondern auch um das Bekenntnis.

Jesu Worte machen das im Matthäusevangelium klar:

Jeder, der sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen (10,32).

Oder wie es im 1. Johannesbrief, Kapitel 4 heißt:

Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und er bleibt in Gott (V.15)

Sanftes Evangelisieren

Es geht also darum Jesus vor den Menschen zu bekennen, gewissermaßen um Evangelisation. Heißt das jetzt mit Gewalt, Druck und Überheblichkeit meine Mitmenschen von oben herab zu missionieren und sie so zu drangsalieren? Sicher nicht. Die für mich beste Weise Jesus zu bezeugen, ist zu erzählen, was er ganz persönlich in meinem Leben gewirkt hat. Ich kann zum Beispiel meinen Mitmenschen schildern, wie Jesus mich aus dem emotionalen Sumpf gezogen hat, wie er mich in schwersten Zeiten in meinen Nöten begleitet hat. Denn er ist besonders für die Gefallenen, die Gebrochenen und Gestürzten da.

Eine transformierende Erfahrung

Schauen wir zum Thema Bekenntnis, auf die Geschichte von der Samariterin, im Johannesevangelium, Kapitel 4:

Jesus kommt in eine Stadt Samariens, Sychar, und setzt sich dort um die Mittagszeit an einen Brunnen, der bei den Samaritern als Jakobusbrunnen bekannt ist. Seine Jünger besorgen Essen, als eine Frau, eine Samariterin Wasser aus dem Brunnen schöpft.

Jesus fordert sie sogleich auf, ihm etwas zum Trinken zu reichen. Sie ist völlig perplex. Wie kann ein Jude sie um Wasser bitten, dazu noch ein Mann? Denn wie es bei Johannes heißt: Die Juden verkehren nämlich nicht mit den Samaritern (V.9).

Jesus antwortet:

Wenn du wüsstest, wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken, dann hättest du ihn gebeten und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben (V.10)

Das verwirrt die Frau, denn offensichtlich hat Jesus kein Gefäß mit dabei, womit er jenes lebendige Wasser schöpfen könnte. Sie wundert sich über die Worte Jesu und fragt ihn, ob er denn größer sei als Jakob, der den Brunnen erbauen ließ?

Doch Jesus kommt sofort zum Punkt und redet nicht drumherum:

Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst bekommen; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fließt (John 4,13-14).

Im Buch Jesus: Eine Botschaft die Liebe ist von Henri Nouwen, einem niederländischen Priester und weltbekannten Autor (1932-1996) las ich, dass die Samariterin wahrscheinlich unfruchtbar war, weil sie von ihren Gleichaltrigen nicht akzeptiert wurde, die früh, wenn es noch nicht so heiß war, das Wasser holten. Sie war eine Verstoßene, auch weil sie kinderlos war und viele gescheiterte Beziehungen hinter sich hatte. Sie war verzweifelt und ihr Leben zur Pein geworden.

Jesus ist anders

Doch wie ist unser Jesus? Verdammt er sie? Hält er ihr eine Moralpredigt, was sie wie wo und wann falsch gemacht hat? Ist er besserwisserisch? Urteilt er vorschnell über sie? Bestraft er sie? Redet er davon, wie verdammt sie ist, dass sie in der Hölle landen werde? All das taten ja die Pharisäer. Doch Jesus ist völlig anders. Er ruft die Kaputten, die Kranken, diejenigen, die tief in der Selbstverdammung festsitzen. So wie die Samariterin am Brunnen.

Gib mir solches Wasser

Sehnsuchtsvoll wendet sich die Frau an Jesus und bittet ihn genau um das lebendige Wasser, das ihr Jesus versprochen hat.

Daraufhin fordert sie Jesus auf, ihren Mann zu holen. Doch sie sagt, sie habe keinen Mann. Nun offenbart sich ihr Jesus als der allwissende Gott, der er ist, denn er weiß unlängst, von Anfang an:

Du hast richtig gesagt: Ich habe keinen Mann. Denn fünf Männer hast du gehabt und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann (Joh 4,18).

Ist er es?

Die Samariterin ist baff. Das hat gesessen. Ein fremder Jude, der ihr genau vorhersagt, in welcher Situation sie steckt. Dieser da muss ein Prophet sein! Und plötzlich geht alles ganz schnell: Sie weiß, dass der Messias kommen wird, der Christus heißt. Dieser wird ihrem Volk alles verkünden, wenn er kommt (vgl. Joh 4,25).

Und jetzt das Überraschende! Die Antwort Jesu, wenn er sich offenbart:

Ich bin es, der mit dir spricht (Joh 4,26).

Keine Angst mehr

Was macht nun die Frau? Schweigt sie? Behält sie ihren neuen Glauben an den Christus für sich? Ist sie schüchtern und ängstlich? Traut sie sich dann doch nicht, weil die anderen sie verurteilen könnten? Glaubt sie länger ihren inneren Stimmen, die flüstern, dass sie unwürdig und ungeliebt ist? Nein! Ganz im Gegenteil.

Die Frau vergisst alles um sich herum: Ihren Wasserkrug, und damit ihre Verpflichtungen, ihren Durst, ihre Scham, sie vergisst ihre ganze Selbstverdammung. Sie vergisst sogar ihre alte Geschichte, die sie sich vielleicht täglich neu erzählt hat: Dass sie es nicht wert ist, dass sie es nie schaffen werde, dass sie für immer unglücklich sein wird.

Jesus hat ihr wahrlich vom lebendigen Wasser gegeben, das er versprochen hat. Das Erste was sie tun möchte, ist Jesus zu bekennen. Das machen ihre Worte deutlich:

Kommt her, seht, da ist ein Mensch, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe: Ist er vielleicht der Christus? (Joh 4,29)

Sie möchte ihr Glück mit der ganzen Welt teilen. Sie hat etwas erfahren, das Menschen damals wie heute erleben: Dass Jesus heilt.

Und die Geschichte endet:

Und noch viele mehr Leute kamen zum Glauben an ihn aufgrund seiner eigenen Worte. Und zu der Frau sagten sie: Nicht mehr aufgrund deiner Rede glauben wir, denn wir haben selbst gehört und wissen: Er ist wirklich der Retter der Welt (Joh 4,42).

Die Frau hat ihren Glauben bezeugt, und damit vielen anderen die Möglichkeit gegeben, ebenfalls von Jesus zu erfahren und geheilt zu werden. Das wäre nicht der Fall gewesen, wenn sie geschwiegen hätte.

Hoffst du?

Vielleicht kennst du die Erfahrung, die König David in seinem Psalm 22 besingt:

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, bleibst fern meiner Rettung, den Worten meines Schreiens? (V. 2).

David zeigt wie hoffnungslos er ist. Doch er wäre nicht David, wenn er gleich im übernächsten Vers voller Hoffnung singt:

Aber du bist heilig, du thronst über dem Lobpreis Israels. Dir haben unsere Väter vertraut, sie haben vertraut und du hast sie gerettet (V. 4).

Wer Not hat, der kann sich manchmal nur noch an seinen Glauben und an seine Hoffnung klammern, dass es irgendwie, irgendwann besser wird. Als Christen setzen wir unsere ganze Hoffnung nicht auf einen Politiker, Rockstar, Influencer oder irgendeinen erleuchteten Guru. Wir setzen auf Gott, auf Jesus Christus, der Gott ist.

Psalm 146, Vers 5 macht das deutlich:

Selig, wer den Gott Jakobs als Hilfe hat, wer seine Hoffnung auf den Herrn, seinen Gott, setzt.

Ein Gott der Verheißung

Im Alten Testament gibt es die Geschichte von Abraham.

Gott spricht zu ihm und fordert ihn auf, aus seinem Land wegzuziehen. Gott will ihn modern formuliert, aus der Komfortzone locken. Er will, dass Abraham aufbricht, dass er Altes zurücklässt. Er verspricht ihm, ihn zu segnen und seinen Namen groß zu machen (Gen 12,1-3). Abraham ist zu diesem Zeitpunkt 75 Jahre, ein hohes Alter, doch er glaubt seinem Gott und bricht noch einmal auf.

Kurz danach begegnet Abraham seinem Gott erneut. Jetzt sagt er ihm, dass seine Nachkommen so zahlreich werden wie der Staub auf der Erde (Gen 13,16). Und das obwohl Abraham und seine Frau Sara, beide kinderlose Greisen sind. Doch Gott hält seine Versprechen. Wenig später werden Sara und Abraham Eltern eines Sohnes, den sie Isaak nennen.

Abraham stirbt mit 175 Lebensjahren, „betagt und lebenssatt“, wie die Bibel sagt (Gen 25,8). Er hat das Leben voll ausgekostet, hat seinem Gott geglaubt, und ihm vertraut. Dieser hat ihn immer begleitet, hat ihn nie in seiner Hoffnung enttäuscht. Gott ist da! Das dürfen wir glauben.

Die Zukunft der Erde

Vom ersten Buch der Bibel springe ich nun zum letzten, der Offenbarung. Was mit Abraham begonnen hat – nämlich sich auf diesen Gott verlassen zu können – wird in der Offenbarung fortgeführt. Wie sieht unsere Zukunft aus?

Dann sah ich [Johannes] einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen (Offb 21,1).

Es kommt noch besser

Wir dürfen also auf eine neue Erde hoffen, die von Gott ganz neu gemacht wird? Was steht dazu noch in der Offenbarung?

Seht die Wohnung, Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen (21,3-4).

Ist das nicht großartig? Ich habe mir vorgenommen, diese Verse immer wieder zu lesen, denn sie geben innere Ruhe und einen Frieden, den nur Gott geben kann. Die Verse schenken Zuversicht und helfen bei Sorgen. Sie entfalten eine starke affirmative Kraft.

Gott lässt uns nicht im Stich

Warum Angst vor der Zukunft unseres Planeten? Gott hält die Schöpfung fest in seinen Händen. Wir liegen ihm am Herzen und sind ihm nicht egal! Schon sehr bald, wenn Jesus Christus wiederkommt, wird es keine Trauer, Klagen oder Mühsal mehr geben, wie es in der Offenbarung heißt. Wir werden glückselig sein, in wirklicher Freiheit mit Gott in Gemeinschaft leben. Respekt vor jedem und jeder wird an der Tagesordnung sein. Die dunkle Nacht der Seele ist ein für alle Mal überwunden, denn die Herrlichkeit Gottes wird über uns allen leuchten (Offb 21,25;22,5).

Die Erde ist nicht verloren in einem unendlichen, sinnlosen und feindlichen Universum. Sondern sie hat einen festen Platz im Herzen Gottes. Sie wird schon bald aus den Trümmern der alten Welt erstehen, wie der Phönix aus der Asche.

Liebst du?

Ich habe bereits den 1. Brief an die Korinther, Kapitel 13 (Hohelied der Liebe) erwähnt, der überhaupt erst der Grund für diesen Text ist. Paulus schreibt darin:

Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte, und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts (1. Kor 13,1-2).

Auch der 1. Johannesbrief gibt einen klaren Hinweis zur Liebe:

Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott, aber seinen Bruder hasst, ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht (…) Wer Gott liebt, soll auch seinen Bruder lieben (4,20-21).

Was muss ich tun, Rabbi?

Beim Evangelisten Lukas lesen wir von einem Gesetzeslehrer, der Jesus fragt, was er tun müsse, um das ewige Leben zu erben (10,25).

Jesus fragt ihn, was das Gesetz sagt. Der Gesetzeslehrer, ganz nach seiner Tradition und Sitte, antwortet mit den Worten des 5. Buch Mose:

Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft (6,5).

Und bezieht sich dann auf das 3. Buch Mose:

An den Kindern deines Volkes sollst du dich nicht rächen und ihnen nichts nachtragen. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst (19,18).

Als der Gesetzesslehrer so antwortet, ist Jesus einverstanden und fordert ihn auf so zu handeln, dann werde er das ewige Leben erben (V. 28).

Der Gesetzeslehrer hakt nochmal nach: Wer soll dieser Nächste sein? Jesus antwortet in einem Gleichnis.

Der barmherzige Samariter

Ein Mann geht von Jerusalem nach Jericho und wird von Räubern überfallen, die ihn ausplündern und ihn niederschlagen. Halbtot lassen sie ihn zurück. Ein Priester kommt vorbei, sieht ihn und geht vorüber. Ein Levit macht dasselbe. Erst als ein Samariter den geschundenen Mann in seiner Not sieht, hält er an, verbindet seine Wunden, hebt ihn auf sein Reittier und bringt ihn zu einer Herberge. Dem Wirt gibt der Samariter das nötige Kleingeld, damit dieser für den Mann sorgt (V. 30-35).

Nachdem Jesus das Gleichnis erzählt hat, fragt er den Gesetzeslehrer:

Wer von diesen dreien meinst du, ist dem der Nächste geworden, der von den Räubern überfallen wurde? (V.36)

Der Lehrer antwortet: Derjenige, der dem Verwundeten geholfen hat und barmherzig war. Jesus fordert ihn auf, genauso zu handeln.

Bin ich auf dem richtigen Dampfer?

Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter ist für mich ein Schlüsselgleichnis. An ihm kann ich immer wieder überprüfen, ob ich auf dem richtigen Weg im Glauben bin. Bemühe ich mich um Liebe zu meinen Mitmenschen? Bin ich gütig und bemühe ich mich in hitzigen und emotional aufgeladenen Gesprächen um eine Deeskalation?

Denn wie schnell kann man auch im Glauben ins Negative abdriften? Als Christen müssen wir uns ständig prüfen, auch die Geister unterscheiden. Was ist von Gott, und was nicht? Was ist Liebe und was nicht?

Du Herzenskenner aller

Ich beobachte, dass manche Christen den Sendungsauftrag Jesu mit sehr viel Gewalt anwenden. Das zeigt auch die Vergangenheit der Kirche, wenn sie Naturvölker unterdrückte und sie brutal und gnadenlos umerzog. Evangelisation macht zwar Sinn, aber nur in einem respektvollen und menschlichen Umgang. Was hätten die Conquistadores von den Ureinwohnern Nord- und Südamerikas alles lernen können, statt sie kulturell auszubeuten und sie gar zu vernichten?

Im Übrigen provoziert hier Jesus auch. Denn die Samariter galten als ein minderwertiges Volk in den Augen der Juden. Das heißt: Jesus gibt demjenigen Vorrang, der ethisch korrekt, mitfühlend handelt. Jesus setzt das vor Status, Tradition und falscher Frömmigkeit. Denn es ist ein Samariter, den er aufgrund seiner liebenden Tat ins Zentrum des Gleichnisses stellt, noch vor dem jüdischen Priester und dem Leviten, die beide rein formell viel reiner und frommer waren als der Samariter.

Kein Performance-Druck

Jesus geht es nicht um einen Leistungsgott, der von mir verlangt perfekt zu sein. Viele kennen den inneren Kritiker und inneren Richter, der nie zufrieden ist, weil die 120 Prozent nicht erreicht werden. Das lässt Menschen leiden. Die Pharisäer haben jedoch genau das geglaubt: Dass Gott nur die Frommen liebt, die makellos sind und keine Fehler machen. Dass es darum geht, viele Gebete nur zum Schein zu sprechen. Die Gebote des Moses sind ihnen dabei wichtiger als die Mitmenschlichkeit, was  ein wesentlicher Kritikpunkt Jesu an den Pharisäern war: Ist es am Sabbat erlaubt zu heilen, oder nicht? (Lk 14,3). Jesus ist ein Revolutionär, der alle Dinge neu macht. Er sammelt die verlorenen Schafe um sich, und verlässt die hundert, um dem einen verirrten Schaf nachzugehen (vgl. Lk 15,7).

Wen Jesus sucht

Die Sünder liegen Jesus ganz besonders am Herzen. Bei ihnen will er Gast sein, wie beim Zollpächter Zachäus, der auf einen Maulbeerfeigenbaum klettert, weil er zu klein ist, um Jesus in der Menge zu sehen. Wie überrascht ist Zachäus, als Jesus ihn ihm Vorbeigehen anspricht. Er solle schnell herunter kommen, denn er müsse bei ihm einkehren. Zachäus ist vollkommen perplex, so wie es auch die Samaritern am Brunnen war. Er steigt vom Baum und nimmt Jesus freudig in sein Haus auf. Auf die Empörung der Leute, weil Jesus bei einem Sünder eingekehrt ist, sagt er:

Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist (Lk 19,10).

Selbst die Ehebrecherin verdammt Jesus nicht und sagt ihr:

Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr! (Joh 8,11).

Ebenso verurteilt Jesus den Schächer am Kreuz nicht, der in letzter Sekunde bekennt, dass Jesus der Christus ist. Er bittet Jesus, dass er an ihn denken solle, wenn er in sein Reich komme. Jesus sagt kurz vor seinem Tod am Kreuz:

Amen ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein (Lk 23,43).

Es ist nie zu spät

Umkehr ist also immer möglich, selbst auf dem Totenbett. Aber warum sollte ich so lange warten? Warum nicht gleich, hier und heute, Jesus als persönlichen Retter annehmen?

Dabei helfen mir die drei christlichen Tugenden: Glaube ich, dass es nicht um Leistung geht, sondern um Hingabe an den liebenden Gott? Habe ich Glaube, dass Jesus der Christus ist? Habe ich Hoffnung, dass mein Leben so wie es momentan ist, besser wird? Setze ich meine ganze Hoffnung auf Gott? Bemühe ich mich um ein freundliches, zuvorkommendes Gemüt? Sehe ich meine Mitmenschen mit den liebenden Augen Jesu? Begegne ich meinen Mitmenschen liebevoll auf Augenhöhe?

Der Ausspruch: Glaube, Hoffnung und Liebe ist meine persönliche Affirmation. Ich habe die drei Tugenden näher beschrieben, damit auch du ihre immense Kraft nutzen kannst. In Zeiten großer Not sind sie Anker und können wahrlich ein Fels in der Brandung sein. Vergiss nie: Wer glaubt, hofft und liebt, ist nie alleine!

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