Weil Gott hilft …

Menschsein heißt in erster Linie Schwachsein, denn als Menschen werden wir ziemlich gebeutelt. Wir erleben Niederlagen, eigene Fehler, die uns das Leben zur Hölle machen, Schicksalsschläge, Mobbing, social anxiety, Panikattacken, Depression oder auch Todesfälle von geliebten Menschen, die von heute auf morgen nicht mehr da sind. Das alles ist sehr schmerzhaft. Menschsein heißt also zu Leiden oder mit Buddha ausgedrückt: Leben ist Leiden.

Kein Grund zur Panik

Sollen wir angesichts dieser erdrückenden Last nun den Kopf in den Sand stecken? Nein! Denn wir haben einen genialen Befürworter und Lastenträger: Gott. Er ist unsere Anlaufstelle. Wie viele Menschen haben schon in ihrer Not zu Gott gefleht und so zu Gott gefunden?

Der Mensch braucht Gott

Der Mensch bleibt in seiner Schwäche erlösungsbedürftig, wie die Theologie weiß. Der Mensch schafft es nicht, sich selbst zu erlösen. Er braucht dazu Gott, der ihn aus Gnade heraus befreit. Doch dazu braucht es auch den Willen des Menschen. Die Hände in die Taschen zu stecken und auf Gott zu hoffen, der all unsere Probleme löst, das wird nicht funktionieren. Es braucht auch den Fleiß und die Mühe des Menschen (vgl. 2 Petr 1,10).

Was macht es mit Dir?

Spüre doch mal in dich hinein, was es mit dir macht, wenn du dich unter den Schutz des Höchsten stellst. Wenn du eben nicht perfekt sein musst, wenn du nicht zig Methoden, psychologische Tipps und Tricks oder zehn Schritte zum perfekten Körper kennen musst …

Als Glaubende können wir beten: Herr, ich bin schwach und fühle mich verloren in meiner Schwäche. Doch wenn Du bei mir bist, wenn ich mit Jesus den Weg gehe, dann bin ich in meiner Schwachheit stark (vgl. 2 Kor 12,9-10). Du bist es der mich rettet!

Nobody is perfect

Das ist doch großartig! Wir müssen nicht perfekt sein, oder gekünstelt stark wirken. Doch genau das impft uns der Zeitgeist ein. Wir sollen schlagfertig sein, wortgewandt, entschieden in unseren Wesenszügen, auf alles eine Antwort wissen, und so tun als ob. Doch der Weg mit Gott macht frei, ja Gott schenkt absolute Freiheit von all den Aber-Geistern: Ja, aber ich bin doch zu klein, zu dick, zu dumm … etc. Wir alle kennen diese Gedanken. Doch Gott befreit aus der Fessel der Selbsterniedrigung. Ich bin geliebt!  Das ist eine Zusage Gottes.

Eine Beziehung mit Dir

Nun kann man sich die Frage stellen: Was will denn dieser personale Gott überhaupt? Ich glaube, Gott will eine lebendige Beziehung zu jedem einzelnen Menschen bzw. zu jedem seiner Geschöpfe. Darüber hinaus will er, dass wir aufblühen, dass wir gegenüber uns selbst und anderen barmherzig werden, uns selbst lieben. Dass wir Tugenden pflegen, wie Aufrichtigkeit, Geduld, Ausdauer, Integrität, Mitgefühl … Denn göttliche Tugenden machen aus der Welt schon heute ein Paradies. Wir sollen das werden, was Gott in uns an Talenten und Gutem gelegt hat.

Die Bedeutung des Gebets

Wie kann ich nun eine Gottesbeziehung möglich machen? Ich glaube, durch das Gebet. Das Gebet ist für den Christen wie die Wurzel für die Pflanze. Ohne Wurzel stirbt die Pflanze, denn sie versorgt die Pflanze mit Mineralien und Wasser. Genauso ist es mit dem Gebet. Das Gebet versorgt uns mit der göttlichen Kraft. Ohne Gebet verdorren wird geistlich.

Wie beten?

Jetzt könnte man fragen: Welches Gebet soll ich denn beten? Es gibt verschiedenen Formen des Gebetes. Vieles habe ich bereits ausprobiert. Da gibt es die Kontemplation, bei der sich der Übende in der Stille ganz Gott überlässt. Es gibt das Ruhegebet oder auch das Jesusgebet. Man kann mit einer Gebetsformel beten (eine Novene, ein Vater-Unser oder das Ave-Maria, etc.).

Frei beten

Das Gebet, mit dem ich gerade sehr gute Erfahrungen mache, ist das laut gesprochene, kreative, persönliche, freie Gebet. Ich nehme mir meist abends eine halbe Stunde Zeit, laufe während des Gebetes in meinem Zimmer auf und ab, und rede dabei laut mit Gott, so wie mir der Schnabel gewachsen ist. Ich fühle im Gespräch mit Gott, dass er alles hört, was ich sage. Und das ist eine große Gnade, wenn man während des Gebetes das Gefühl hat: Gott hört zu. Er ist da. Es ist eben kein Selbstgespräch, kein Monolog, sondern ein Dialog. Ich spüre, den Heiligen Geist in mir wirken, der ja der Mittler und Meister des Gebets ist und der eine Gebetserhörung möglich macht.

Bleib dran!

Es kann nützlich sein, beharrlich auf dem Weg mit Gott zu bleiben. Denn dieser Weg braucht Ausdauer. Die Beziehung zu Gott klappt nicht von heute auf morgen, sondern ist ein langer Weg, auf den man sich täglich neu begibt. Und dabei gilt das, was in jeder (Liebes-)Beziehung gilt: Sie braucht Zeit, Geduld und Pflege. Man investiert in das Gegenüber, man bemüht sich um ihn/sie, man beweist ihm/ihr die Treue, besonders in Zeiten des Leides.

Willst du?

Und das braucht eine bewusste Willenserklärung des Menschen: Zeit mit Gott verbringen zu wollen. Aber man darf bei allem Wollen nicht vergessen, dass Gott sich nicht erzwingen lässt. Die höchste Kunst des Glaubenden ist es, den eigenen Willen in den Willen Gottes zu übergeben. Nach dem Bibelwort: Dein Wille geschehe (Mt 6,10).

(K)ein Superheld?

Je länger man auf diesem Weg geht, desto stärker wird man geistlich. Doch das soll nicht bedeuten, man würde nicht mehr leiden oder man sei übermenschlich, ein Superheld, der alles Leiden transformiert und nie wieder leidet. Doch wie bei Hesekiel steht: Du bist ein Mensch und kein Gott (28,9). Und Menschsein heißt Leiden, heißt Schwachsein. Der Mensch bleibt immer Mensch. Wer ihm den Schlaf, die Nahrung, das Wasser entzieht, hat schon bald einen gebrochenen Menschen vor sich. Doch wer mit Gott geht, der hat einen treuen und loyalen Partner an der Seite, sodass der Mensch erfährt, wie er in seiner Schwachheit stark wird.

Kannst du warten?

Geduld ist die wichtigste Eigenschaft auf dem geistlichen Weg. Kein Landwirt oder Gemüsebauer würde auf die Idee kommen, an einer Pflanze zu ziehen, damit sie schneller wächst. Die Pflanze hat ihren Rhythmus, braucht ihre Zeit, bis sie in voller Blüte steht. Genauso verhält es sich mit der Gottesbeziehung.

Nur die Ruhe

In Geduld und Ausdauer kann der Glaube, kann die Beziehung zu Gott allmählich wachsen. Und genau darum geht es: in eine Beziehung zu Gott hineinzuwachsen, ehe wir sagen: Ich gehe den Weg mit Gott, in Freud und in Leid.

Ein Gebet

Der Glaubende kann beten: Ich vertraue Dir, oh Herr. Ich liebe Dich und aus dieser Liebe heraus, möchte ich ein Arbeiter in Deinem Weinberg sein (Mt 20,1). Ich weiß Du meinst es gut mit mir, ich weiß Du willst stets das Beste für mich, auch wenn ich Deine Wege oft auf den ersten Blick nicht erkenne. Du segnest mich und gönnst mir Liebe, Barmherzigkeit und Fülle. Wenn ich auch falle, Deine starke Hand hält mich. Ich kann mit ganzem Herzen sagen: In meinem Leben, soll Dein Wille geschehen!

Wenn sich Gott offenbart …

Es kann viel über Gott geredet werden, und bereist vieles wurde gesagt. Ich kann glauben, ich kann zweifeln, ich kann debattieren, philosophieren über das Wesen Gottes und zu dem Schluss kommen: Es gibt keinen Gott.

Doch erst wer Schwäche, Demütigung, Krankheit, Kränkungen, Mobbing erfährt, wer mit seiner urmenschlichsten Schwäche konfrontiert wird, der sehnt sich nach einem starken Fundament. Und dieses Fundament kann Gott, bzw. Jesus sein.

Im Tal der Tränen

Wer noch nicht ganz „unten“ war, für den bleibt Gott ein gedankliches Konstrukt. Wem sich Gott jedoch aus Gnade offenbart und zeigt, für den bleibt nichts mehr wie es war. Alles verändert sich, wenn Gott nicht länger verborgen ist. Welches Gnadengeschenk! Plötzlich weiß der/die Betende: Du bist da, mein Gott!  Du trägst mich durch meinen Schmerz und meine Not. Du bist Jahwe: Der Gott, der da ist und immer für mich da sein wird.

Ich wünsche dir eine persönliche Gotteserfahrung, die dich in deinem ganzen Wesen erfüllt. Solltest du Gott noch nicht kennen, dann kannst du ihn darum bitten, dass er sich dir zeigt. Denn Gott gibt, wenn man ihn darum bittet (vgl. Jak 1,5).

Prüfe alles! Und behalte das Gute!