Kurzimpulse #1-4: Inspiriert auf dem Weg

Kurzimpuls #1: Gütig denken

Unsere Welt scheint krank. In den Medien sehen wir das jeden Tag. Die Politik spaltet, die Menschen hassen und verdammen einander. Was kann da der Einzelne nur tun? Wo ist sind die Werte hingekommen? Wo die Nächstenliebe und das gegenseitige Verständnis? Miteinander zu sprechen und kompromissbereit zu sein, scheint oftmals nicht mehr möglich.

In den letzten Tagen wurde mir sehr bewusst, wie wichtig ein psychotherapeutisches Mindset ist. Denn die Psychotherapie hat als ursprünglichsten Grundsatz die Geistesschulung hin zu „liebender Güte“. Alles darf bei einem Psychotherapeuten gesagt werden – in einem liebevollen Raum der gegenseitigen Wertschätzung.

Momentan interessiere ich mich für eine Meditationsform, die im Buddhismus als Metta-Meditation bekannt ist und die auch in der (westlichen) Psychotherapie Anwendung findet. Die Metta-Meditation stärkt die liebende Güte und das Mitgefühl zu anderen und zu uns selbst.

Wie funktioniert sie? Zuerst wird an einen Menschen oder ein Lebewesen gedacht, das der/die Übende sehr wertschätzt und Gefühle der Liebe hervorruft. Bei mir ist das die Vorstellung an einen Hund. Dann spricht der/die Übende folgende Sätze zu diesem Lebewesen oder zu dieser Person in seinem Geist: Mögest du sicher sein. Mögest du glücklich sein. Mögest du gesund sein. Mögest du mit Leichtigkeit leben.

Danach weitet der/die Übende diese spürbare Wertschätzung auf sich und sein Umfeld aus. Diese schlichte Übung ermöglicht es, viele Themen zu lösen. Besonders Themen, bei denen wir einfach zu wenig Mitgefühl mit uns und anderen haben.

Diese liebende Güte kann die Welt im Moment sehr gebrauchen. Es ist eine Einstellung, ein Mindset, das die Welt zu einem besseren Ort mache kann. Natürlich kann diese Erfahrung der liebenden Güte auch auf die Religion und Theologie angewendet werden. Indem der/die Glaubende an einen liebenden, gütigen Gott glaubt, der uns mit freundlichen und wohlwollenden Augen anblickt. Ein Gott, der wie mit einer feinen Feder über mein Innerstes streicht und dabei spricht: „Egal wie sehr du dich fertig machst, egal wie sehr du dich hassen magst, ich liebe dich und werde dich immer lieben.“

Wie oft fehlt uns genau diese Güte? Wenn wir uns selbst abstrafen, wenn wir uns hasserfüllt anblicken, weil wir denken wir seien hässlich. Wenn wir in den Spiegel schauen und nur unsere „Problemzonen“ sehen. Üben wir doch diese liebende Güte. Diesen freundlichen Blick, der so wichtig für diese Welt ist.

Betrachten wir uns mit dem psychotherapeutischen Geist der liebenden Güte. Beim Meditieren kann ich sprechen: „Aja, das denke ich also. Das fühle ich. Schön, dass diese Gedanken und Gefühle da sind. Ihr dürft da sein. Ich schaue euch mit einem freundlichen Blick an.“ Die psychotherapeutische Geisteshaltung als mentale Grundhaltung kann einen spirituellen Weg sehr bereichern.

Abschließende Frage:

Kann ich die liebende Güte einüben? Wie würde sich mein Leben verändern, wenn ich mich und andere mit einem freundlichen, gütigen Blick betrachte? Kann ich akzeptieren, dass Gott mich liebt und ich durch Jesus gerettet bin? Spüre ich, wie gut es mir tut, wenn ich mich mit Güte und Mitgefühl betrachte?

Kurzimpuls #2: Dem Tod begegnen

Viele die Nahtoderfahrungen gemacht haben, berichten von einem hellen Licht zum Zeitpunkt des Todes. Christen sagen, das Licht ist Gott, während Buddhisten davon sprechen, dass das helle Licht die eigentliche Natur des Geistes ist. Auch bei den Sufi-Mystikern heißt es: „Schaue den Tod, vor dem Tod.“ Damit ist das helle Licht gemeint, das jeder/jede in der Meditation erfahren kann.

Als ich mal in Zazen saß und auch ein solches Licht wahrnahm, stellte sich mir eine Frage: Bin ich in der Lage, in dem Moment wo ich das Licht sehe, alles zurückzulassen? Alle Beziehungen: zu Eltern, Freunden, Kindern, Ehepartnern? Kann ich von Träumen, Visionen, Zielen und Aufgaben loslassen? Könnte ich alles hinter mir lassen? Wenn ich im nächsten Moment fortgerufen werden würde, könnte ich ohne Schwierigkeiten den Körper und die irdische Welt verlassen?

Stell dir vor: Du schreibst einen Roman. Doch bevor du ihn veröffentlichen kannst, wirst du aus dieser Welt fortgerufen. Das muss ein großer Schmerz sein! Du stehst kurz davor, deinen Traum wahrwerden zu lassen, musst dann aber gehen, weil deine Zeit abgelaufen ist. Jetzt musst du davon loslassen. Spürst du wie schwer das ist? Aber genau das ist die Übung. Die Meditation schult das Loslassen, mit jedem Atemzug lassen wir los –, so die Anleitung.

Wer aus dem Tod heraus lebt, das heißt, wer sich dem Tod jetzt schon zu Lebzeiten stellt, mit seiner Angst und Unsicherheit – und nicht erst auf dem Totenbett, wo manchmal Panik einsetzt – der kann eine unglaubliche spirituelle Tiefe erreichen.

Ich möchte nicht deprimierend klingen, und den Tod verherrlichen. Ganz im Gegenteil: Wer den Tod zu Lebzeiten erkennt, kann ein viel bewussteres Leben führen. Farben werden bunter, Geräusche klarer, Gefühle intensiver, das ganze Leben kann bereichert werden. Vielleicht gesellt sich zu dieser Betrachtung auch eine tiefe Trauer. Diese zuzulassen und bewusst zu fühlen, verleiht dem Leben eine tiefere Ebene.

Abschließende Frage:

Kann ich voller Hingabe an das Licht, alles loslassen, was mich an mein altes Leben bindet? Kann ich mit offenen Armen „Ja“ sagen zu dem hellen Licht, zu meinem Tod und meiner Sterblichkeit? Wenn nicht, was müsste ich ändern um dies zu können? Muss ich mich bei jemandem entschuldigen? Gibt es noch etwas zu erledigen? Habe ich Sehnsüchte, Wünsche und Träume, die gelebt werden wollen? Was möchte ich in meinem Leben erreichen?

Kurzimpuls #3: Gottes Pläne verstehen

Es kann sein, dass das was ich will, gar nicht mit Gottes Plänen für mich übereinstimmt. Vielleicht hat Gott ganz andere Pläne mit mir, als ich das im Moment begreifen kann. Bei all meinen Plänen und Zielen, spielt Gott eine entscheidende Rolle.

Immer dann, wenn ich ein Etappenziel erreicht habe, ist das auch eine Gnade Gottes, der mich dieses Ziel erreichen lässt. Er lässt mich walten im Streben nach meinen Träumen.

Es liegt aber nicht alles an mir. Wenn Gott einen Weg blockiert, dann öffnet er einen anderen. Schenkt das nicht auch eine immense Freiheit? Zu verstehen, dass es eben nicht alles an mir liegt, wie das viele Coaches behaupten. Natürlich geht es auch um Eigeninitiative: etwas verändern zu wollen, zu tun, tätig zu werden. Und wenn Gott dann diese meine Vorhaben segnet und ermöglicht, ist das ein Grund zu echter Freude.

Bei all meinen Wünschen und Visionen hat Gott immer ein Mitspracherecht. Als Jesus zu Pilatus geführt wird, wundert sich dieser über Jesu Schweigen. Er fragt ihn, warum er nicht mit ihm spreche. Dann sagt er: „Weißt du denn nicht, dass ich die Macht habe dich kreuzigen zu lassen? Darauf antwortet Jesus: Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben hergegeben worden wäre“ (Joh 10-11).

Die Bibelworte machen klar, dass alles, was ich bekomme im Leben ein Geschenk ist von Gott. Herrscher und Politiker haben ihre Macht von Gott geschenkt bekommen. Aber nutzen sie diese auch verantwortungsvoll für die Menschen, gemeinsam mit dem Heiligen Geist? Da kann sich jeder selbst seine Meinung bilden. Unsere Talente sind uns von Gott gegeben, um sie dann auch für Gott und die Menschen einzusetzen.

Abschließende Frage:

Kann ich akzeptieren, dass Gott mir Freiheit schenkt, Ziele und Träume mit ihm zusammen zu realisieren? Kann ich mich voller Vertrauen Gott hingeben und ein ganz klares „Ja“ zu meinem Leben sagen? Kann ich auch Verantwortung an Gott abgeben und sagen: „Gott, ich verstehe zwar deine Wege nicht, aber ich spüre den roten Faden in meinem Leben. Ich weiß, du bist an meiner Seite und hast mich stets in allen meinen Lebensstürmen begleitet. Ich sehe deine Handschrift in meinem Leben und wenn ich auf mein Leben zurückblicke, dann erkenne ich, wie du mich geführt hast.“ Kann ich Frieden mit mir und meinem Leben schließen, weil ich sagen kann: „Ja, Gott hat es wirklich so gewollt und dann auch so gefügt“?

Kurzimpuls #4: Körper, Geist und Seele

Körper, Geist und Seele bilden eine Einheit. Diese Erkenntnis in sein alltägliches Leben zu integrieren, ist eine große Herausforderung, zumindest für mich.

Es gibt Zeiten, da mache ich viel Sport. Ich genieße, besonders danach das wohlige Gefühl in meinem Körper. Jeder der Sport treibt, weiß, wie positiv und wohltuend, wie entspannend und befreiend es sein kann, wenn man sich regelmäßig bewegt.

Längst sind die positiven Auswirkungen des Sports auf den menschlichen Körper bekannt: Die Muskulatur, vor allem Rumpf- und Rückenmuskulatur, wird gekräftigt und gleichzeitig ausdauernder. Knochen, Sehnen und Bänder profitieren von der Bewegung, da sie gestärkt und auf Belastungen vorbereitet werden. Herzkreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und Osteoporose können durch Sport vorgebeugt werden. Das Immunsystem wird gestärkt. Sport beruhigt, baut Stress ab, macht selbstbewusster, entspannt und fördert den Schlaf. Die Liste könnte noch weitergeführt werden.

Obwohl die Benefits von Sport so klar sind, bin ich oft einfach zu träge. Es gibt Zeiten, da widme ich mich nur der Meditation oder dem Gebet. Jetzt weiß ich, dass die Aufgabe darin liegt, beides – Bewegung und Stille – miteinander zu verbinden. Körper und Geist gehören zusammen, sie sind zwei Seiten einer Medaille.

So kann es befreiend sein, am Vormittag eine Runde um den Block zu joggen, und sich am Abend dann Zeit für Meditation und Gebet zu nehmen.

Wer sich genügend bewegt, ist viel ausgeglichener, was dann wiederum dem Gebet nützt. Vielleicht ist es erst durch Sport möglich, vollständig ruhig vor Gott zu werden? Denn wenn mein Körper entspannt ist, ist es auch mein betender Geist. Sport und Bewegung und die stille Übung des Gebetes können wahrhaft Zufriedenheit und Glück schenken.

Abschließende Frage:

Bewege ich mich genügend? Kann ich annehmen, dass Körper und Geist eine Einheit sind? Wo übertreibe ich und übe das eine zu viel, das andere zu wenig? Wo ist eine Dysbalance entstanden? Was muss ich tun, um mein körperlich/geistiges System wieder in Gleichgewicht zu bringen? Welche Sportart lässt mein Herz höherschlagen? Kann es sein, dass ich genügend Sport mache, dafür aber das Gebet vernachlässige? Was kann ich tun, um Geist/Seele wieder mehr in meinen Tag zu integrieren? Ist es die Kontemplation, das Zazen, das Psalmengebet, das Stundengebet der Kirche, das affektive Gebet, das Jesusgebet, die Ganzhingabe gegenüber Gott, die Novene oder das Pilgern? Was kann ich tun, um ein Gleichgewicht aus Geist/Seele und Körper wiederherzustellen?

Mögest du die liebende Güte erfahren, alles loslassen können, was dich noch niederdrückt, dein Leben und deine Träume voller Vertrauen in die Hand Gottes übergeben, und die Einheit aus Körper, Geist und Seele aktiv leben.

Prüfe alles und behalte das Gute!